Rüdiger Hoffmann, wie automatisiere ich meine Prozesse?
Shownotes
In dieser Folge sprechen wir mit unserem Gast Rüdiger Hoffmann über das Zukunftsthema Automatisierung. Wir klären, welche Schritte man im Rahmen einer Automatisierung oder gar einer Hyperautomatisierung gehen sollte und welche Stolpersteine Unternehmen erwarten können. Rüdiger erzählt aus vergangenen Projekten und welche Branchen und Prozesse von einer Automatisierung profitieren können. Ein weiterer Aspekt, den wir beleuchten, ist das Thema Mitarbeitende: Wie wirkt sich Automatisierung auf die Belegschaft aus? Sind Beschäftigungsverhältnisse gefährdet, oder bringt eine Automatisierung für die Angestellten Vorteile? Und wie kommt die IT-Branche an Nachwuchskräfte – insbesondere für die Bereiche IT-Beratung, Digitalisierung und Automatisierung. Rüdiger Hoffmann ist Geschäftsführer der valantic ERP-Solutions, einem Anbieter von Digitalisierungs- und Beratungsleistungen rund um Werteströme, Warenströme, und Prozessströme, die mit IT-Systemen und betriebswirtschaftlichen Kennzahlen abgebildet und automatisiert werden können. Viel Spaß beim Hören.
Weiterführende Links
Über unseren Gast Rüdiger Hoffmann
„Betriebswirtschaftliche Kernprozesse müssen einfach, transparent und flexibel sein.“ Mit dieser Vision begleitet Rüdiger Hoffmann als Geschäftsführer von valantic ERP Consulting Entscheider*innen in Unternehmen seit über 20 Jahren dabei, Veränderungsprozesse in ihren Organisationen zu meistern.
Die aktuellen Herausforderungen heißen „Cloudification“ und „Transformation“: Digitalisierung verändert Prozesse, Menschen und IT-Landschaften in Unternehmen gleichermaßen. Und das ist gut, denn diese Veränderung ist etwas Positives, weil sie Organisationen vorantreibt und Mehrwert bringt. Aber Veränderung muss gestaltet werden – kompetent und behutsam gleichermaßen.
Rüdiger Hoffmann hilft seinen Kunden ganz konkret dabei, ihre Prozess- und IT-Organisation auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Er sorgt dafür, dass Business und IT einander verstehen und an einem Strang ziehen – in der gemeinsamen Strategieentwicklung und bei Realisierungsprojekten.
Rüdiger Hoffmann studierte Volkwirtschaftslehre und Medienwissenschaften an der Universität Trier. Nach Stationen bei PricewaterhouseCoopers, im Bertelsmann-Konzern und verschiedenen internationalen Projekteinsätzen gründete er 2008 gemeinsam mit Uli Müller und Guido Czampiel LINKIT Consulting (jetzt valantic ERP Consulting). Er steht für konkrete Problemlösungen, strukturierte Ansätze und offene Worte – und arbeitet jeden Tag dafür, Dinge einfacher zu machen.
Über den Gastgeber Michael Kurzidim
Michael Kurzidim ist seit 25 Jahren in der Kommunikationsbranche tätig, als Journalist, Moderator, Reporter und Redakteur. Die Digitalisierung mit ihren vielfältigen Facetten wie Künstliche Intelligenz, Automatisierung und Vernetzung hält er für eines der wichtigsten Zukunftsthemen für Deutschland, Europa und der Welt. Sie wird die Art und Weise unseres Wirtschaftens, Arbeitens und Lebens entscheidend verändern. Als Gastgeber des valantic Podcasts Digital Now! diskutiert er mit Wirtschaftsführern, Influencern und Experten über das, was Sie heute wissen müssen und was morgen über Erfolg, Umsatz und Gewinn entscheidet.
Kontakt in die Redaktion
Schreiben Sie uns an podcast@muc.valantic.com
Produktion: Heike Hunsmann Redaktion: Heike Hunsmann, Michael Kurzidim
Transkript anzeigen
00:00:16: Liebe Hörerinnen und Hörer, herzlich willkommen zur aktuellen Folge unseres valantic Podcasts Digital Now! Heute sprechen wir über das Zukunftsthema Hyperautomatisierung. Was ist das überhaupt? Wem bringt das eigentlich was? Und wer profitiert davon? Unser Gast im Studio ist heute Rüdiger Hoffmann. Rüdiger, herzlich willkommen und vielen Dank, dass du zu uns ins Podcast-Studio gekommen bist. Du bist Geschäftsführer bei valantic einem Digitalisierungs- und IT Beratungshaus und du bist dort verantwortlich für das Competence Center ERP Consulting. Was macht Ihr da eigentlich?
Rüdiger Hoffmann: Ja, erst mal freue ich mich, dass ich da sein kann, Michael, und dass wir dieses nette Gespräch miteinander führen. Was machen wir da eigentlich? ERP steht ja für Enterprise Resource Planning, ein ziemlich komplizierter Begriff. Klingt sehr kryptisch. Wir beschäftigen uns eigentlich mit allen Prozessen, die ein Unternehmen braucht, damit es funktionieren kann. Das können Buchhaltungsprozesse sein, das können Prozesse in der Materialwirtschaft sein, im Vertrieb, also im weitesten Sinne geht es eigentlich darum Werteströme, Warenströme, Prozessströme mit IT-Systemen und betriebswirtschaftlichen Kennzahlen abzubilden.
00:01:31: Okay, und das braucht eigentlich jedes Unternehmen heute? Ein ERP-System. Ohne ein ERP kann man gar nicht effizient wirtschaften. Was kann man da eigentlich automatisieren?
Rüdiger Hoffmann: Das begegnet uns tatsächlich; vielleicht auch unbemerkt, ständig, zu jeder Zeit und du hast ja gerade gesagt, eigentlich braucht jedes Unternehmen ein ERP-System und das ist auch so. Oft nennen wir das vielleicht nicht ERP-System. Also, wenn ich vielleicht in einen Einzelhändler meiner Wahl gehe in meinem Wohnort oder wenn ich Essen bestelle in einem Restaurant oder online meine Kleidung kaufe, dann habe ich es immer mit einem ERP-System zu tun. Und dann erzeuge ich immer als Konsument, als Verkäuferin oder Käufer, oder vielleicht auch als Produzent, wenn ich von der anderen Seite komme, irgendwelche Daten und Datenströme. Und an diesen Daten hängen Werte. Das können Einkaufspreise sein, das können Werte für Güter sein, die ich in meinem Produktionsprozess habe, das kann alles Mögliche sein. Und alle diese Datenströme und Werte, die müssen ja verarbeitet werden. Und das passiert immer mit ERP-Systemen. Dieses ERP-System, das kann ein SAP-System sein, kennt man ja vom Markt. Das kann aber auch was ganz Kleines sein, das kann vielleicht auch ein DATEV-System sein, in dem ich einfach nur meine buchhalterischen Daten abbilden. Vom Grundsatz her ist es aber immer dasselbe. Ich muss immer dafür sorgen, dass das, was ich physisch tue, also dass ich dir eine Ware verkaufe, jetzt buchhalterisch abbilde. Darum geht es in einem ERP-System. Und die Frage, die du gestellt hast, "wie kann man da denn automatisieren?", die kann man jetzt auch nicht einfach so beantworten und sagen, Ich mache immer dieses oder jenes, sondern es gibt ganz viele Anknüpfungspunkte für Automatisierung von Prozessschritten und die erleben wir auch ganz oft schon tagtäglich. Ich will dir mal ein Beispiel geben, wenn wir zum Beispiel unseren Telefontarif verändern, dann haben wir es ganz oft, wenn wir auf der Webseite unterwegs sind von irgendeinem Telefonanbieter und da in den Chat eingehen nicht mehr mit einem Menschen zu tun, dann sitzt da meistens ein sogenannter Chatbot hinter. Das ist eine künstliche Intelligenz, die uns, wie ich finde, oft recht gut vorgibt irgendeine Person zu sein. Und mit der chatten wir dann und die kann unsere Probleme im Rahmen der ihr vorgegebenen Regeln, in der Regel, ganz ordentlich lösen. Manchmal schafft sie es nicht so und manchmal kann man sich auch einen Spaß daraus machen und dieser künstlichen Intelligenz eine Frage stellen, die sie bestimmt nicht beantworten kann. Aber vom Grundsatz her ist das zum Beispiel eine Situation, wo wir es ganz oft mit einer Automatisierung zu tun haben.
00:03:54: Angenommen ein Unternehmen will automatisieren oder sogar Hyperautomatisieren. Wie geht man denn da eigentlich vor? Also, wie finde ich da Szenarien, die automatisierbar sind und die mir einen echten Vorteil bringen? Und welche Vorteile kann ich als Unternehmer eigentlich erwarten?
Rüdiger Hoffmann: Ja, das ist genau die richtige Frage, die man sich stellen muss, als Unternehmen oder als Unternehmer in verschiedensten Größenordnungen. Jetzt ist Automatisierung ja kein Selbstzweck, sondern ich muss im Prinzip versuchen die Bereiche in meinem Unternehmen, in meiner Prozesskette, zu finden wo Automatisierung sinnvoll ist. Da gibt es eine ganze Reihe von Kriterien, an denen man das festmachen kann und eine ganze Reihe von Bedingungen die man vielleicht abfragen sollte, damit man weiß ob sich ein Prozess auch dafür eignet. Wenn ich mal mit den Kriterien anfange, dann kann man sagen, "was will ich denn eigentlich durch Automatisierung erreichen, Michael?" Ich will vielleicht, dass etwas einfach nur schneller wird. Das könnte ein Kriterium sein, warum ich automatisieren möchte. Praktisches Beispiel, Ich habe einen sehr Mitarbeiter-intensiven Prozess und meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten im Zweischichtbetrieb und ich habe auch nicht vor die in den Dreischichtbetrieb zu bringen, weil das vielleicht zu kostenintensiv ist oder weil das aus anderen Gründen gar nicht geht. Dann kann ich überlegen, ob ich mit einer Automatisierung zumindest teilweise dieses Problem lösen kann, indem ich eine Art Dreischichtbetrieb simuliere. Das geht natürlich nicht physisch, aber im Bereich der Dateneingabe und Verarbeitung geht sowas durchaus. Dann laufen eben bestimmte Prozesse durch den Roboter zu einer Zeit, wo kein Mensch anwesend ist. Das kann zum Beispiel so sein. Dann haben wir eine Situation, dass ich sage, ich will nicht schneller werden, sondern ich will vielleicht auch einfach qualitativ besser werden. Da wo wir arbeiten, passieren natürlich manchmal Fehler. Gerade wenn wir eine stark repetitive, sich immer wiederholende Arbeit machen, dann -das kennst du ja auch- wenn du 25-mal dasselbe machst, dann machst du beim 25sten mal einen Flüchtigkeitsfehler. Aber einem Bot kann das nicht passieren. Dann liegt der Fehler in der Bot Programmierung. Das kann natürlich passieren. Der Bot selber macht aber – der ist ja eine dumme Maschine – der macht ja nur genau das, in der Reihenfolge, was ihm aufgetragen wird. Das heißt, wenn ich also sehr stark repetitive Prozesse habe, dann kann ich das auch durch Automatisierung ein Stück weit optimieren und ich kann vor allen Dingen auch etwas Gutes für meine Belegschaft tun, für meine Mitarbeitenden. Ich kann Ihnen nämlich diese langweiligen Prozesse auch abnehmen und sagen, das was langweilig ist, das macht die Maschine und das was spannend ist, das machst du als Mitarbeiterin oder als Mitarbeiter. Das ist der zweite Einsatzbereich, den man anwenden kann.
00:06:26: Welche Automatisierungsprojekte habt ihr denn schon konkret durchgeführt? Und wie kompliziert oder aufwendig oder einfach war das?
Rüdiger Hoffmann: Das ist ganz beliebig kompliziert oder einfach. Aber bei der Automatisierung gilt etwas, das auch so ein bisschen, ein Stück weit, mein persönliches Motto ist: man muss es einfach machen. Viele Automatisierungsprojekte sind tatsächlich so angelegt, dass sie stark agil funktionieren, weil - das kann man auch ganz gut erklären - eine Automatisierung ja eine Abfolge von Schritten ist, die dann nicht mehr durch einen Menschen, sondern durch eine Maschine, durch ein Stückchen Software wahrgenommen wird. Und damit man das herausfindet, wie die richtige Schrittabfolge ist und wie man tatsächlich so ein Projekt umsetzt und so eine Aktivität durchplant, macht man typischerweise, wenn das sehr stark IT getrieben ist, sogenannte Click-Anleitungen. Das heißt, man setzt sich wirklich da hin und sagt, ich gehe jetzt Schritt für Schritt durch was ich tue und genau das muss ja dann hinterher der Bot tun. Also die RPA-Technologie beispielsweise. So gehe ich da vor. Wo kann man das tun? Das kann man tun in buchhalterischen Prozessen. Da haben wir das häufig schon gemacht, indem man einfache Listen-Kopier-Funktionen ersetzt, indem man, zum Beispiel, Werte von rechts nach links bringt. Oder, wenn man diesen Fall mit dem Chatbot, den wir gerade hatten, fortsetzt, dann passiert dahinter ja was. Mit den Angaben, die dieser Chatbot erhält, passiert ja hinten auch wieder was Prozessuales. Ich muss zum Beispiel den Tarif wechseln oder ich möchte eine Kontoverbindung austauschen. Häufig sind es relativ einfache Prozesse, wo es um einfache Datenveränderungen geht: Stammdaten-Anpassungen, Austausch von Kostensätzen, Austausch von Konditionen in irgendeiner Art und Weise und das kann ich sehr gut automatisieren. Häufig auch den Zugriff auf verschiedene Systeme, auf verschiedene Dateien, wo ich verschiedene Dinge miteinander kombinieren muss. Das ist so ein klassischer Anwendungsfall, eigentlich aus der Betriebswirtschaft/ aus dem betriebswirtschaftlichen Einsatz von Bots. Ich nehme den jetzt mal Michael, weil ich den so spannend finde. Man stellt sich ja immer vor bei Automatisierung, da ist so eine Maschine, so ein Greifarm, der irgendetwas macht. Das kennt man aus der Industrie: den klassischen Industrieroboter. Aber was jetzt so ein Software-Roboter ist oder so ein Software-Bot ist, das ist oft schwer vorstellbar und das ist im Prinzip nur ein Stückchen intelligentes Programm-Coding, das in der Lage ist, einen Prozess, einen Workflow, automatisch so zu bedienen, wie ich das als Mensch tun würde. Es nimmt mir quasi diese Arbeit ab, ist aber jetzt selber noch nicht in der Lage intelligent zu arbeiten. Also, es entscheidet nicht selbst. Wenn ich jetzt einen Preis austausche -ist der jetzt zu hoch oder zu niedrig? - das macht der Bot nicht, sondern der macht nur genau das, was ich ihm sage.
00:09:04: Automatisierung ist ja auch ein relativ diskutiertes Topic, nicht? Was automatisiert wird, muss dann auch kein Mensch mehr erledigen, also ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin fühlen sich vielleicht in ihrem Arbeitsplatz und in ihrer Tätigkeit bedroht. Sind das Themen, die ihr auch besprecht mit euren Kunden?
Rüdiger Hoffmann: Absolut. Und interessanterweise ist es so, Michael, dass genau der letzte Punkt, es ist ja so, man kann sehr schnell auf die Idee kommen zu sagen, "durch Automatisierung vernichte ich Arbeitsplätze, aber das Gegenteil ist der Fall. Interessanterweise auch in den Umfragen die wir machen. Und zwar, wenn wir uns anschauen in was für einer Situation wir heute leben, dann haben wir ja tatsächlich einen Fachkräftemangel und wir haben aber immer mehr und größer werdende Anforderungen an Daten, an Prozesse, an Inhalte, mit denen wir arbeiten wollen, damit wir sie, zum Beispiel für Analysen benutzen können. Wir erheben immer mehr Daten in der Kunden- und Lieferanten-Beziehungen, wir wollen immer intensiver in Analytics sein, das heißt, wir brauchen immer mehr Inhalte und diese Inhalte müssen irgendwo herkommen und da nutzen wir Automatisierungspotenziale und automatisierte Prozesse, um das zu tun. Mitarbeitende in Unternehmen empfinden das, in der Regel, gar nicht als Wettbewerb oder Konkurrenz, sondern als Entlastung, weil es Freiraum schafft für höherwertige Aufgaben. Es geht ja nicht darum, dass sich die höherwertigen Aufgaben automatisieren - das kann auch der einfache Bot nicht - sondern dass ich die, wie ich das vorhin sagte, die sich immer wiederholenden Aufgaben automatisiere und da die richtigen zu finden, ist ein Stück weit natürlich auch die Herausforderung. Weil du fragtest ja gerade nach, wie läuft das eigentlich, wenn man da mit Unternehmen drüber spricht und das ist ein Prozess, der natürlich schon ein bisschen strukturiert angegangen werden muss. Ich muss schon in der Lage sein, als Unternehmen mich darauf einzulassen, zu sagen nicht der Prozess, von dem ich jetzt gerade glaube, dass er automatisiert werden soll, ist der, der sich am besten eignet, sondern der, der eben nach Auswahl von ein paar Kriterien - da haben wir gerade über ein paar gesprochen- sich am besten eignet. Und neben diesen Kriterien, die jetzt den Nutzwert, also schneller, effizienter und so weiter angehen, gibt es auch Kriterien, die einfach aus der Technologie kommen oder die vorgegeben sind. Also habe ich beispielsweise ein stabiles Datenmodell dahinter. Ein Prozess, wo sich permanent meine Inhalte verändern, den kann ich sehr schwer nur automatisieren, weil er eben sehr, sehr starker Veränderung unterliegt. Der muss relativ stabil sein, sonst kann man den nicht automatisieren.
00:11:40: Meinst du, es ist in fünf Jahren oder in sechs, sieben Jahren auch möglich kompliziertere Prozesse zu automatisieren?
Rüdiger Hoffmann: Ich glaube, die Chancen stehen sehr gut, insbesondere wenn man dann auch noch zu dem einfachen Automatisierung-Sachverhalt Dinge wie künstliche Intelligenz und selbstlernende Bots dazu nimmt, dann hat man mit Sicherheit in den nächsten Jahren große Sprünge zu erwarten. Selbstlernende Bots, damit meine ich auch tatsächlich schon Algorithmen, die -und das gibt es natürlich auch heute schon- in den Banken und Versicherungen, in der Risikobewertung, da gibt es eine ganze Reihe von Algorithmen die heute schon sehr, sehr intensiv Umgebungsdaten mit einbeziehen, die Korrelationen zwischen Daten bilden, die für Entscheidungsunterstützung oder vielleicht auch für Entscheidungen verwendet werden. Das wird sicherlich an Raum gewinnen und gerade für Unternehmen ganz spannende Szenarien im Blick auf Analysedaten, die vorausschauende, also Predictive Analytics mit sich bringen, wo dann die Aufgabe der Mitarbeitenden und der Führungskräfte eher die ist, die Ergebnisse, die ein Bot erarbeitet hat, zu interpretieren, als die Ergebnisse selbst zu erzeugen. Und was bedeutet das für Unternehmen? Das ist natürlich eine ganz tolle Situation, weil, finde ich jedenfalls, sie uns in die Lage versetzt, das was wir alle mal in Ausbildungen und betriebswirtschaftlichen Studien und was wir nicht alles gemacht haben, gelernt haben, nämlich analytisch zu denken. Und die Arbeit, die dafür nötig ist, diese Datenberge zusammenzufahren und zu interpretieren, die übernimmt dann zunächst mal der Bot gepaart mit der KI. und unsere Aufgabe ist es daraus, die richtigen unternehmerischen-betriebswirtschaftlichen Schlüsse zu ziehen. Und das wertet die Arbeit von vielen Menschen zukünftig deutlich auf.
00:13:32: Das klingt ja auch nach einem sehr spannenden Beruf für junge Technikerinnen und Techniker, die sich vielleicht jetzt entscheiden müssen, was sie für eine Tätigkeit in Zukunft ausüben wollen. Wie lernt man solche Prozesse zu analysieren, zu identifizieren und dann eben auch zu automatisieren? Ist es kompliziert oder kann das letztlich jeder, der in einem Unternehmen arbeitet und die Fachkenntnisse hat. Also die Expertise über seine Fachdomäne,.
Rüdiger Hoffmann: Also von der prozessualen Seite ist das häufig gar nicht so kompliziert, denn es geht tatsächlich darum -das hast du ja gerade gesagt- die Fachkenntnisse, die man hat anzuwenden, neu zu denken, vielleicht auch ein paar Barrieren zu überwinden und da kommt Erfahrungswissen dazu, da kommt auch der Spaß daran, sich auf neue Technologiepfade zu bewegen mit dazu. Die Tools selbst, Michael, die es am Markt gibt und da gibt es relativ viele, die man sich zum Beispiel da im Gartner Quadranten anschauen kann, funktionieren eigentlich alle ähnlich. Das sind alles eher Workflow orientierte, meistens Drag-and-Drop-Tools, mit denen man, wenn man gut Prozesse modellieren kann, auch gut Bot-Prozesse modellieren kann. Zumindest in der ersten Stufe, wo dann künstliche Intelligenz noch keine Rolle spielt. Das heißt, eigentlich geht es gar nicht so sehr im ersten Schritt darum die Technologie zu beherrschen, sondern das Thema zu beherrschen. Wie baue ich vernünftige Prozesse auf? Und das ist ganz spannend, weil da kommen Prozesse, also Betriebswirtschaft und IT, wieder sehr eng miteinander zusammen und dann wird es im zweiten Schritt wahnsinnig spannend und ich glaube, das ist auch eine ganz tolle Herausforderung und ein gutes Betätigungs- und Beschäftigungsfeld für alle die, die Lust haben was besser zu machen und die dafür brennen nach vorne zu gehen. Dass man wirklich Betriebswirtschaft Prozesswissen, ein gutes Stück weit auch gesunden Menschenverstand, kombiniert mit Technologie und auch mit neuen Technologien, mit künstlichen Intelligenzen, mit Algorithmen und da gibt es ja auch schon ganz spannende Studiengänge, die sich an verschiedensten Universitäten entwickeln, die dann eben ein bisschen so Hybridszenarien sind. Es gibt ja immer schon diese Tendenz Betriebswirtschaft und IT miteinander zu kombinieren. Da gibt es sehr spannende Experimente und auch schon gute etablierte Studiengänge.
00:15:33: Okay, also der Nachwuchs wird schon ausgebildet. Vielleicht einmal für Unternehmen, die eine oder andere Wegmarke für diejenigen, die sich für das Thema Automatisierung interessieren/. Mit welchem Aufwand muss ein Unternehmen denn rechnen? wie finde ich die Prozesse in meinem Unternehmen, mit denen ich gut starten kann?
Rüdiger Hoffmann: Das ist eine spannende Frage, weil man sie tatsächlich auch wieder nicht ganz einfach beantworten kann. Wenn ich mich dafür entscheide als Unternehmen den Weg in die Automatisierung zu beschreiten und ich nehme mal vorweg ich halte das für einen richtigen und einen guten Weg für viele Unternehmen, dann geht es in erster Linie gar nicht darum, eine Software oder ein Tool auszuwählen, das würde ich nicht am Anfang tun. Sondern es geht darum, eine Prozess-Landkarte zu haben und zu überlegen an welcher Stelle nützt mir in meinem unternehmerischen Ablauf Automatisierung am ehesten und da kann es eben, auf Basis dessen was wir vorhin besprochen haben, sein, dass ich einfach nur -ich wiederhole mich da- schneller werden will, dass ich irgendwo einen ganz bestimmten Vorteil gegenüber meinem Wettbewerb erarbeiten will. Das zu finden, das ist eine Analyse Funktion. Das kann ich Prozess für Prozess machen, dann ist es eher weniger aufwendig am Anfang, zieht sich eben hin, oder ich kann es in einem größeren Ansatz vornehmen, dass ich so eine Automatisierungs-Landkarte oder eine Automatisierungs-Landkarte entwickle. Beides geht, beides ist jetzt auch in Ordnung. Ich würde jetzt nicht sagen, es ist besser das eine oder das andere zu tun. Wichtig ist nur, glaube ich, dass man startet, dass man anfängt sich mit dem Thema Automatisierung, egal in welcher Branche man als Unternehmen tätig ist, zu beschäftigen und für sich selbst, für sein Unternehmen und für seine Wettbewerbssituation, einen Pfad entwickelt der gut passt. Und dann ist es eigentlich eher ein kontinuierlicher Prozess als ein einmaliges Projekt. Es muss also quasi in die DNA übergehen, Michael, das ist wichtig. Wenn wir nach vorne gucken, dann kommen wir in Zukunft ohne Automatisierung und ohne künstliche Intelligenzen nicht mehr aus. So wie wir das im privaten Umfeld angefangen haben zu akzeptieren, dass Dinge einfach dazugehören, so werden auch im Unternehmensumfeld Dinge, die mit Automatisierung zusammenhängen, in Zukunft einfach dazugehören und dann zieht es in das Alltagsgeschäft mit ein.
00:17:47: Also wer jetzt nicht anfängt, hat irgendwann später einmal das Nachsehen und hat den Anschluss verloren. So, das könnte man als Tipp mit auf den Weg geben.
Rüdiger Hoffmann: Ich würde dir nicht widersprechen.
00:21:49: Die Unternehmen tasten sich in den Bereich Automatisierung vor und es gibt auch schon viele interessante und erfolgreiche Use Cases. Wenn wir mal so 15 oder 12 Jahre in die Zukunft schauen, sieht man dann da wirklich die smarte Fabrik oder das smarte Büro, oder das smarte Call-Center, das mithilfe von Automatisierung dann sehr effizient, fehlerfrei und auch sehr kundenfreundlich organisiert werden muss?
Rüdiger Hoffmann: Jetzt bin ich kein Science-Fiction-Autor, Michael. Aber wenn ich einer wäre, dann glaube ich wir werden niemals in Unternehmen, so wie wir sie heute kennen, auf Menschen verzichten. Es wird vielleicht irgendwann deutlich stärker automatisierte Prozesse geben. In der Produktion kennen wir das ja schon. Ich meine, das wiederholt sich ja nur. Es wird deutlich stärker automatisierte Prozesse und Abläufe geben. Was macht das mit uns? Ich glaube eine große Herausforderung der wir gegenüberstehen ist, mit der sich schneller drehenden Schraube im Bereich technologischer Entwicklung und internationaler Zusammenarbeit mithalten zu können. Dafür braucht es die Anwendung dieser Technologien. Das wird sich auch auf die Automatisierung in Prozessabläufen niederschlagen. Die wird auch nicht, meines Erachtens, uns zur Wahl gestellt, sondern das wird passieren. So wie uns auch nicht zur Wahl gestellt wurde, ob wir heute einen Podcast über eine Webcam aufnehmen, sondern das ist einfach so -natürlich haben wir uns dafür entschieden, du und ich- aber das ist passiert, weil die technologische Entwicklung so fortgeschritten ist und weil einfach auch die gesellschaftliche Entwicklung so fortgeschritten ist und das geht für mich tatsächlich auch beides miteinander einher. Die technologische Entwicklung, die Entwicklung auf den Märkten und die gesellschaftliche Entwicklung werden dazu führen, dass wir immer stärker in unseren Alltag, sowohl dem beruflichen als auch dem privaten, Dinge wie Bots, wie Automatisierung, wie künstliche Intelligenz einbauen werden. Wie sieht ein Unternehmen in zehn Jahren aus? Ich glaube vom Prinzip wie heute, aber es wird unmerklich an vielen Stellen viel mehr mittels Technologien, also RPA, künstliche Intelligenz, funktionieren und wir werden das an vielen Stellen gar nicht merken. Wir werden das an anderen Stellen sehr positiv merken, weil es nämlich uns als Konsumenten, als Verbrauchern, an vielen Stellen entgegenkommt. Und vielleicht noch einen Satz dazu, jetzt gerade mit Bezug auf die Situation, in der wir uns jetzt in den letzten 12, 15 Monaten befinden. Ganz unmerklich sind wir ja plötzlich zu digitalen Konsumenten geworden. Wir sind zu Menschen geworden, die ihren Arbeitsplatz stärker nach Hause verlegt haben, da wo das möglich ist, und wir haben durch einen exogenen Einfluss, den wir gar nicht beeinflussen konnten und auch nicht hätten wollen, eine neue Situation erfahren auf die wir uns doch, wie ich finde, bei allem was schwierig ist, sehr ordentlich eingestellt haben. Und ich glaube, das wird uns auch in Zukunft immer wieder passieren, dass Situationen von uns angenommen werden müssen und das, glaube ich, wird auch bei der Automatisierung von Prozessen und Abläufen in Unternehmen passieren.
00:20:58: Vielleicht am Ende eine semiprofessionelle und persönliche Frage, die du beantworten kannst, wie du willst. Du bist da völlig frei. Wenn du drei Wünsche frei hättest, was würdest du dir wünschen?
Rüdiger Hoffmann: Schöne Frage. Ich würde mir tatsächlich wünschen und das vielleicht auch so ein bisschen mit Blick auf unsere aller gemeinsame Zukunft, dass wir in vielen Dingen, die wir angehen im unternehmerischen Handeln oder im privaten Handeln, ein bisschen mehr Gelassenheit walten lassen. Die Dinge -das meine ich jetzt mit Bezug auf unser Gespräch hier- entwickeln sich in der Regel so wie sie kommen weiter und wir werden neue Technologien erleben. Ich bin selbst glücklicher Vater von drei Kindern, die alle noch in der Schule sind. Wir werden erleben, dass neue Generationen neue Dinge entwickeln, und ich wünsche mir, dass wir gelassen damit umgehen und das annehmen und akzeptieren, weil es uns, glaube ich, nicht schaden wird und dass wir die Dinge auch positiv sehen. Das wäre ein großer Wunsch, den ich hätte. Und ganz konkret, Ich habe ja drei Wünsche, wünsche ich mir natürlich, dass wir aus der jetzigen Situation, der Corona Pandemie, mit allen Einflüssen, die sie auf unser Berufsleben hat, auf unsere Zusammenarbeit hat, dass wir viele Dinge -ich will jetzt nur von dem Positiven sprechen- die wir jetzt positiv hinbekommen haben, dass wir die mitnehmen in die Zeit danach. Zusammen Arbeitsmodelle, die weniger Reisen beinhalten, zusammen Arbeitsmodelle, die mehr nachhaltiges Wirtschaften beinhalten, die vielleicht unseren CO2-Footprint positiv verändern und die unser Zusammenarbeiten als Menschen in einer Community, in einem Land, auf einem Kontinent, in einer Welt, in einer wie auch immer gearteten Community nachhaltig verbessern. Da würde ich mich sehr darüber freuen, wenn wir das schaffen, wenn wir was lernen aus dieser Situation. Da bin ich auch ganz zuversichtlich. Und ganz persönlich wünsche ich uns beiden, lieber Michael, und allen die uns zuhören, dass wir vor allen Dingen gesund bleiben und gut den Rest des Jahres verbringen werden und hoffentlich am Ende des Jahres alle glücklich und zufrieden mit unseren Familien auf ein dann doch erfolgreiches und schönes Jahr zurückblicken können, auch wenn es noch eine Weile hin ist.
00:23:24: Rüdiger, ganz herzlichen Dank für das spannende Gespräch das uns auf viele neue Ideen gebracht hat.
Rüdiger Hoffmann: Danke dir, Michael, hat mich sehr gefreut.
00:23:32: Liebe Hörerinnen und Hörer, falls ihr Fragen habt, die euch unter den Nägeln brennen, schickt uns eine Mail unter podcast@valantic.com. Wir antworten schnell, kompetent und unkompliziert. Noch einmal die Mailadresse podcast@valantic.com.
Neuer Kommentar